Generalisten und innerbetriebliche Spezialisierung statt neuer Berufsfelder: Ausbildung und Fachkräftemangel in der Solarbranche

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Eine junge Handwerkerin arbeitet an der Installation einer Photovoltaikanlage, ein zukunftsträchtiger Beruf in der Solarbranche.

Die Solarbranche boomt: Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) sind derzeit über 100.000 Menschen in Deutschland in diesem Sektor beschäftigt. Und der Bedarf wächst weiter. Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer Institut ISE arbeiten an immer leistungsfähigeren Tandem-Solarzellen, während neue Anwendungen der Solarenergie in Bereichen wie Landwirtschaft und Architektur erschlossen werden. Trotz des großen Potenzials fehlen jedoch bereits heute qualifizierte Fachkräfte, um diese Technologien in die Praxis umzusetzen. Der TÜV Rheinland schätzt, dass in Berufen, die für die Solar- und Windenergie relevant sind, aktuell etwa 444.000 offene Stellen bestehen.

Besonders betroffen von diesem Fachkräftemangel ist die praktische Umsetzung der Photovoltaik-Installation. Laut der Handwerkskammer Koblenz (HwK) mangelt es insbesondere an Dachdeckern sowie Fachkräften aus dem Bauhaupt- und Ausbaugewerbe, die für die Installation von Solaranlagen notwendig sind. Der Fachkräftemangel bremst damit nicht nur den Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern gefährdet auch die Erreichung der Klimaziele.

Weiterbildung und Qualifizierung im Handwerk

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzt die Handwerkskammer Koblenz verstärkt auf Aus- und Weiterbildungen. Zwar ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den sogenannten „Klimahandwerken“ in den letzten fünf Jahren tendenziell gestiegen, gleichzeitig bleibt jedoch eine große Zahl an Lehrstellen unbesetzt. Um die steigende Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen und anderen Systemen der erneuerbaren Energien zu decken, bietet die Handwerkskammer Koblenz neue Qualifizierungsprogramme an.

Eine dieser Maßnahmen ist die zertifizierte Teilqualifizierung (TQ), die sich aus den Berufsbildern des Elektronikers und des Anlagenmechanikers zusammensetzt. Das Ziel ist es, relevante Fähigkeiten im Umgang mit erneuerbaren Energien zu kombinieren, sodass Fachkräfte künftig in der Lage sind, bei der Installation von Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen mitzuwirken. Dieses Programm richtet sich an Menschen mit Vorkenntnissen oder Neigungen in diesen Bereichen, um den Fachkräftemangel in der Solarbranche zu bekämpfen.

Darüber hinaus bietet die Handwerkskammer Koblenz regelmäßig Online-Lehrgänge zum Gebäude-Energieberater an. Nach dem Abschluss des Kurses und einer bestandenen Prüfung können sich die Absolventen in die Energie-Experten-Liste eintragen lassen, was ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich erhöht.

Keine neuen Berufsfelder, aber Spezialisierung innerhalb bestehender Berufe

Die Entstehung gänzlich neuer Berufsfelder in der Solarbranche sieht die Handwerkskammer Koblenz nicht. Vielmehr setzt die Branche auf innerbetriebliche Spezialisierung und eine engere Zusammenarbeit verschiedener Gewerke. Vor allem Elektroniker und Dachdecker arbeiten zunehmend Hand in Hand, um die wachsende Nachfrage nach Solarthermie und Photovoltaikanlagen zu bedienen.

Sinkende Materialkosten und schwankende Energiepreise werden dazu führen, dass immer mehr Unternehmen und Privatpersonen auf Solarenergie setzen werden. Die komplexe Installation und Inbetriebnahme von Solaranlagen erfordert jedoch spezialisiertes Fachwissen, insbesondere aufgrund der sicherheitstechnischen Herausforderungen, die mit der Solarenergie verbunden sind. „Die Anlagen sollten unbedingt nur von qualifizierten Fachkräften installiert werden“, betont die Handwerkskammer. Daher bleibt die Qualifizierung der bestehenden Arbeitskräfte entscheidend, um die wachsende Nachfrage decken zu können.

Zukunftsaussichten: Fachkräfte für die Solarbranche dringend benötigt

Die Solarbranche bietet großes Potenzial für Fachkräfte, die sich in den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie und erneuerbare Energien weiterbilden möchten. Doch um den steigenden Bedarf an Solarinstallationen zu bewältigen und die Energiewende erfolgreich voranzutreiben, sind mehr Menschen nötig, die sich für eine Ausbildung oder Weiterbildung in diesem Bereich entscheiden.

Die Handwerkskammer Koblenz spielt dabei eine Schlüsselrolle, indem sie Programme entwickelt, die Menschen mit Vorkenntnissen sowie Quereinsteigern die Möglichkeit bieten, in diesen zukunftsträchtigen Berufsfeldern Fuß zu fassen. Die Sicherstellung qualifizierter Arbeitskräfte bleibt eine der wichtigsten Herausforderungen, um die Solarenergie langfristig als zentralen Bestandteil der Energiewende zu etablieren.