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Mit Strom die Luft sauber halten: Der batterieelektrische „eActros 600“ für den kürzeren Fernverkehr soll 2024 die Serienreife erreichen.
„Brummi“ nannte man sie einst. Gewichtige LKW, die ihre schwere Last mit rauchenden, lauten 15-Liter-Dieselmotoren durch Europa hievten. Nun waren es sonnige Tage, als die Zeitenwende für schwere Lastwagen begann. Entwickler von Daimler Truck machten sich auf, um eine neue Generation von Frachtern in der alpenländischen Kulisse Tirols CO2-neutral zu testen. Grün, rein und nachhaltig wie die Natur. Bis auf 1560 Meter Höhe kletterten die dicken Saubermänner aus Schwaben leichtfüßig mit ihrem „GenH2 Truck“. Die Kraft kam aus neuer Energie. Als Schub arbeitete ein wasserstoffbasierter Brennstoffzellen-Antrieb. Die Zukunft auf den Straßen hat im Frachtverkehr begonnen – mit Daimler als Zug-Maschine.
Auch andere Hersteller wie VW, MAN oder Toyota sind auf der grünen Lkw-Fahrspur unterwegs: So entwickelte Hyundai den Wasserstoff-LKW „Xcient Fuel Cell“, der von Brennstoffzellen betrieben wird. Das Lebensmittel-Unternehmen REWE ist mit dem neuen Antrieb im Testlauf auf Achse. Das Unternehmen hat ausgerechnet, dass allein durch diesen einen LKW pro Jahr 58000 Kilo CO2 im Vergleich zum herkömmlichen Diesel eingespart werden können.
Mit Wasserstoff über 1000 Kilometer weit fahren: Der Serienstart für den Brennstoffzellen-Lkw „GenH2 Truck“ ist für die zweite Hälfte der Dekade vorgesehen.
Zu schwer, zu groß, zu reichweitenschwach. Rein batterieelektrische Antriebe, bei denen der Strom einzig aus der Steckdose kommt, scheiden für den weiten Fernverkehr aus. Sie sind aber eine Alternative für die kürzeren Wege. Doch auch für die die großen Strecken quer durch Europa müssen die Emissionen bei den 40-Tonnern gedrückt werden. Nun sind sich die meisten Experten einig darin, dass Wasserstoff die wohl beste klimaneutrale Alternative ist.
Das funktioniert so: Zwei mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen speisen zwei E-Motoren mit jeweils 450 PS. Im Vergleich zur reinen Batterie-Technologie liefern sie die gleiche Menge Kraft bei geringerem Gewicht und Volumen – und das auch noch bei kürzerem Betanken.
Weltweit zu den führenden Tüftlern dieser neuen Laster-Technologie gilt Daimler Truck. Bei der Produktion wasserstoffbasierter Antriebe bevorzugen die Stuttgarter flüssigen Wasserstoff. Ziel sind Reichweiten von mindestens 1000 Kilometer ohne jeden Tankstopp. Diese Schwerlastkraftwagen haben als Nebeneffekt sogar noch mehr Platz für Ladung. Dr. Dalibor Dudic ist bei den Daimler-Trucks der Mann für die Zukunft. Er sagt: „Antriebe auf Basis von Wasserstoff sind für den emissionsfreien Transport von morgen also unerlässlich.“
Um das Ziel zu erreichen, bis 2039 nur noch klimaneutrale Neufahrzeuge in Europa, USA und Japan zu verkaufen, hat Daimler Truck die Weichen gestellt. Die Schwaben verfolgen dabei eine Doppelstrategie bei der Entwicklung des Lkw der nächsten Generationen: mit Batterie für den kürzeren Transport und wasserstoffbasierten Antrieben für die wirklich weiten Wege.
Batterieelektrische Laster – so Daimler – seien die richtige Wahl für den regionalen Verteilerverkehr und nähere Frachtwege. Wasserstoffbasierte Antriebe hingegen sollen im Schwerlastverkehr und im XXL-Fernverkehr die beste Lösung sein. Aber gibt es denn ausreichend Wasserstoff und Strom für die großen Pläne? Dr. Dalibor Dudic: „Die Verfügbarkeit von ausreichend grüner Energie ist entscheidend für eine erfolgreiche Umstellung auf emissionsfreie Technologien.“ Kaum ein Land der Welt, so Daimler, werde sich allein zu wettbewerbsfähigen Preisen selbst versorgen können. Folglich werde es einen globalen Handel mit einem CO2-neutralen Energieträger geben müssen.
Grüner Wasserstoff werde die zentrale Rolle spielen. Um den sauberen Verkehr Realität werden zu lassen, brauche man also nicht nur die richtigen Fahrzeuge. Dr. Dalibor Duric: „Wir benötigen vor allem auch die richtige grüne Energieinfrastruktur für Batterie- und Wasserstofffahrzeuge. Und wir brauchen Kostengleichsetzung mit konventionellen Fahrzeugen. Unsere Kunden müssen ihre Fahrzeuge problemlos aufladen können. Und sie müssen mit ihnen Geld verdienen können.“ Daimler Truck wolle dazu beitragen, die Infrastruktur für grüne Energie aufzubauen. „Wir führen intensive Gespräche mit politischen Entscheidern und Energieunternehmen und haben bereits gemeinsam mit Partnern einige wichtige Pilotprojekte gestartet.“
Neben Wasserstoff setzt Daimler Truck also auch auf elektrisch betriebene Lastwagen. Viele Fracht-Touren ließen sich mit lokal CO2-neutralen Fahrzeugen abdecken. Bereits im Oktober startet der Strom-Lkw „eActros 600” als Weltpremiere für Transporte bis 500 Kilometer. Eine hohe Batteriekapazität sowie eine neu entwickelte elektrische Antriebsachse erlauben eine hohe Reichweite ohne Zwischenladen. Daimlers neuer Vorzeige-Stromer soll durch seinen niedrigen Energieverbrauch ein ideales Gefährt sein. Daimler hat nachgerechnet, dass etwa 60 Prozent der Lastwagen-Fahrten in Europa kürzer als 500 Kilometer sind, sodass viele Speditionen keine öffentliche Ladeinfrastruktur benötigen. Die E-Lkw können vielmehr abends nach der Rückfahrt auf dem Betriebshof aufgeladen werden. Die ersten Test-Fahrer der großen Stromer schätzen die leisen Transporter. Sie mögen die „ruhige Fahrweise ohne Vibrationen und Lärm im Innenraum“. Besonders beeindruckte sie auch die bessere Leistung und das schnelle Anfahren.
Neuer Mobilität mit Wasserstoff oder Batterie: Die Lastwagen von morgen legen schon heute einen neuen Gang ein. Dagegen sieht dann der dreckige Diesel, der noch auf den Straßen brummt, wirklich alt aus. Daimler macht den Brummis grünen Dampf. Und die Umwelt atmet auf.
Er plant die Zukunft sauberer Lastwagen bei Daimler Truck: Dr. Dalibor Dudic.
Wann gehen die grünen Laster in Serie?
Die RZ im Gespräch mit Dr. Dalibor Dudic, Chef für Daimlers Lkw-Zukunft
Wann gehen die ersten Lastwagen mit nachhaltiger Technik bei Daimler Truck in Serie?
Dudic: Wir bauen bereits Lkw mit alternativen Antrieben. Etwa der „eActros 300/400“ für den regionalen Verkehr oder den „eEconic“ für die städtische Abfallwirtschaft. Der „eActros 600“ für den Fernverkehr erreicht bald seine Serienreife. In der zweiten Hälfte der Dekade folgt der Brennstoffzellen-Lkw „GenH2 Truck“.
Was kostet denn ein LKW der sauberen Generation?
Dudic: Der Anschaffungspreis wird auf absehbare Zeit höher sein als bei einem Diesel. Der eActros für den Verteilerverkehr kostet ungefähr dreimal so viel wie ein vergleichbarer Diesel. Die hohe Effizienz batterieelektrischer Lkw sowie Mautvorteile und höhere Dieselpreise begünstigen aber die Betriebskosten.
Gleichzeitig gibt es Fördermöglichkeiten für E-Lkw und die Ladeinfrastruktur.
Wann wird der letzte Diesel bei Ihnen gebaut?
Dudic: Unser Ziel ist es, bis 2039 klimaneutrale Transport-Neufahrzeuge anzubieten.
Hintergrund-Info: Wie entsteht Wasserstoff?
Die gängigste Methode ist derzeit noch die Dampfreformierung. Spaltet man Wasser mithilfe von elektrischem Strom in seine molekularen Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff auf, spricht man von Elektrolyse. Wenn der dazu benötigte Strom aus erneuerbaren Energien kommt, gewinnt man klimaneutralen oder auch grünen Wasserstoff.
Von Wolfgang Ibel