Lebensumstellung im Alter - lohnt das noch?

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Eine Ältere Dame die Wandern geht und dabei Musik hört, Es ist Stark bewölkt und Windig

Ausreichende körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Tabak und Alkohol: Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko für viele Krankheiten verringern. Ist es auch im Alter von 60, 70 oder 80 Jahren noch lohnenswert, eine Kurskorrektur vorzunehmen?

Die Baby-Boomer kommen jetzt so in das „gewisse Alter“. Das eigene Leben ist nicht mehr unendlich, wie es noch als junger Mensch erschien, Rauchen, eine Gewohnheit seit Jahrzehnten, sowie die Vorliebe für süßes Gebäck und fettige Speisen sind fest in den Alltag integriert. Und man war sowieso nie ein echter Sportler.

Es besteht medizinischer Konsens darüber, dass ein gesunder Lebensstil das Risiko für viele Krankheiten reduzieren kann. Ebenso ist bekannt, dass ungesunde Gewohnheiten das Risiko erhöhen, zum Beispiel für Bluthochdruck, Arthrose, Lungenkrebs, Diabetes und viele andere Krankheiten.

Viele Krankheiten lassen sich nicht mehr rückgängig machen

Wie gehen wir mit dem Fakt um, dass zuweilen Diagnosen gestellt sind und schädliche Gewohnheiten fest in den Alltag eingebunden sind?  „Ach, jetzt ist es auch egal,“ könnte man meinen. Könnte man. Ist aber falsch.

Mediziner sagen ganz klar: "Es ist in jedem Alter von Vorteil, etwas für sich selbst zu tun". Es ist zwar kaum möglich, Krankheiten im Alter vollständig rückgängig zu machen, aber es geht auch nicht darum, einen Zustand vollständiger Gesundheit zu erreichen. Eine Umstellung der Gewohnheiten im Alter kann zu einer längeren Lebenszeit führen. Zum Beispiel kann eine Ernährungsumstellung sich positiv auf die restliche Lebenserwartung auswirken. Die Wirkung von einigen Ernährungsstilen ist gut erforscht. Mittelmeerkost zum Beispiel beinhaltet eine hohe Menge an frischem Gemüse und Obst, wenig Fleisch, viel Fisch und hochwertige Ölen.

Jung bleiben ist möglich!

Sven Voelpel ist Professor für Betriebswirtschaft an der Jacobs University Bremen und zudem Altersforscher. Sein Buch „Entscheide selbst, wie alt Du bist“ ist Spiegel-Bestseller und zeigt, was die Forschung über das Jungbleiben weiß. Er behauptet, sieben Punkte seien es, mit denen man sein Leben verlängern könne. Wendet ein 20-jähriger Mensch diese Punkte an, gewinnt er ungefähr zehn Lebensjahre. Wenn ein 60-Jähriger sie umsetzt, gewinnt er immer noch ungefähr acht Lebensjahre". Sogar ein 80-Jähriger kann durch eine Ernährungsumstellung noch etwa drei zusätzliche Jahre gewinnen. Zumindest im Durchschnitt - bei manchen Personen kann es mehr sein, bei anderen weniger.

Lebenszeit kann auch gewonnen werden, wenn man mit dem Rauchen aufhört. Untersuchungen aus den USA zeigen, dass Personen, die ihr ganzes Leben lang starke Raucher waren und zwischen 55 und 64 Jahren aufhören, im Durchschnitt vier Lebensjahre gewinnen.

Ein gesunder Lebensstil steigert die Lebensqualität

Nach dem Aufhören des Rauchens fühlt man sich in der Regel schnell aktiver und wacher und der Geschmackssinn verbessert sich. Die Neigung zu chronischer Bronchitis bessert sich schon nach wenigen Monaten. Die Lungenfunktion wird gestärkt und das Risiko für Gefäßerkrankungen sinkt, auch im fortgeschrittenen Alter.

Wer gegen Übergewicht ankämpft, wird wahrscheinlich bei Gewichtsreduktion weniger Schmerzen haben. Wenn man sein Gewicht durch gesunde und ausgewogene Ernährung dauerhaft reduziert, werden die Gelenke weniger belastet, zum Beispiel die Knie. Das erhöht auch die Bereitschaft, sich regelmäßig zu bewegen. Dabei muss man kein Spitzensportler sein, schon eine halbe Stunde Spazierengehen pro Tag kann ausreichen. Wenn man gar nichts tut, baut die Muskulatur ab, der Gang wird unsicherer und das Sturzrisiko steigt. Oftmals ist es dann ein Sturz, der eine Abwärtsspirale in Gang setzt und dazu führt, dass ältere Menschen nicht mehr selbstständig zu Hause leben können.

Nicht unrealistisch werden

Es ist jedoch wichtig, realistische Erwartungen zu haben. Wer schwere chronische Erkrankungen hat, dem wird es schwer fallen, eine Veränderung wahrzunehmen, insbesondere was die Lebensqualität angeht, aber jede Person, die noch halbwegs selbstständig im eigenen Zuhause lebt, kann ihre Lebensqualität verbessern, so glauben die Altersforscher.

Dabei ist es durchaus eine Herausforderung, Lebensgewohnheiten zu ändern, die man über viele Jahrzehnte verinnerlicht hat. Und wer vieles ändern will, überfordert sich leicht. Deshalb macht es Sinn, sich dem Ziel Stück für Stück zu nähern und mit einer Sache zu beginnen. Zunächst mit dem Rauchen aufzuhören, ist ein guter Anfang, wer aktiver sein möchte, muss nicht gleich für einen Marathon trainieren. Die tägliche Gehstrecke auf 2000 Schritte zu erhöhen ist schon mal ein sehr guter Anfang für ein verlängertes Leben.