Forschungsprojekt bezieht viele Faktoren der Nachhaltigkeit ein

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Forschungsprojekt bezieht viele Faktoren der Nachhaltigkeit ein

Foto: Umwelt-Campus Birkenfeld

Weniger ist mehr: Small-House-Demonstrator am Umwelt-Campus in Birkenfeld

Am Umwelt-Campus Birkenfeld, einem Standort der Hochschule Trier, entsteht derzeit ein Projekt, das die Frage nach zukunftsfähigem Wohnen radikal neu stellt: der Small-House-Demonstrator.  Es ist ein Model eines Tiny-Hauses im Maßstab 1:50 mit einer Seitenlänge von 15 mal 15 Zentimeter.  Mit ihm will das Forschungsteam um Professor Dr. Fabian Kennel zeigen, wie nachhaltiges Bauen und Leben konkret aussehen kann – ökologisch, ökonomisch und sozial.

Klimaschutz beginnt beim Grundriss

Das Mini-Model-Haus (Demonstrator) ist ein bewusst reduzierter Wohnraum mit maximaler Effizienz. Jeder nachgebildete Quadratmeter ist durchdacht genutzt. Die Materialien: recyclebar, langlebig, emissionsarm. Die Technik: energieautark, digital vernetzt und wartungsarm. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert Strom, eine Wärmepumpe sorgt für Heizung und Warmwasser, eine Batterie speichert überschüssige Energie. Ziel ist ein Gebäude, das mehr Energie erzeugt als es verbraucht – ein Plusenergiehaus. „Wir wollen mit dem Demonstrator zeigen, dass echte Nachhaltigkeit nicht nur von der Technik abhängt, sondern auch eine Frage des Lebensstils ist“, sagt Prof. Dr. Kennel. „Weniger Wohnfläche heißt weniger Ressourcen, weniger Energiebedarf, weniger graue Emissionen. Aber auch: mehr Bewusstsein, mehr Einfachheit, mehr Zukunft.“

Soziale Nachhaltigkeit: Wohnraum für alle

Der Demonstrator soll auch soziale Fragen beantworten. Bezahlbarer Wohnraum wird vielerorts zur Mangelware – nicht nur in Großstädten. Mit dem Small-House-Ansatz möchte das Forschungsteam einen Gegenentwurf aufzeigen: schnell schlüsselfertig zu bauen, kostengünstig und flexibel einsetzbar. Die modulare Bauweise erlaubt in der Realität unterschiedliche Nutzungen – von Studentenwohnungen über Ferienunterkünfte bis hin zu temporärem Wohnraum bei längerfristigem Bedarf durch Katastrophen, Unglücke oder politisch motivierten Ereignissen. „Nachhaltigkeit heißt auch, niemanden zurückzulassen“, betont Kennel. „Ein klimafreundliches Haus nützt wenig, wenn es sich niemand leisten kann. Wir arbeiten daran, beide Anforderungen unter einen Hut zu bringen.“

Reallabor statt Theorie

Das Demonstrator-Projekt am Umwelt-Campus ist kein rein theoretisches Konzept, sondern ein lebendiges Reallabor. Der Prototyp bietet trotz der 50-fachen Verkleinerung die Möglichkeiten, die in der Theorie entwickelten Konzepte für den Alltag real zu testen. Studierende und Forscher nutzen das Model in Vorlesungen und Seminaren, sammeln Daten, analysieren das Nutzerverhalten. Dabei geht es nicht nur um Energieverbräuche, sondern auch um Lebensqualität und weitere Fragen, die weit über Technik hinausgehen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung - Ein Modell mit Zukunft

Das Mini-Haus ist somit ein Lernort für Studierende und die Forschung. Führungen, Workshops und Seminare des Umwelt-Campus für Fachleute aus der Bau- und Planungsbranche machen nachhaltiges Bauen und Leben konkret erfahrbar. Die gesammelten Erfahrungen sollen in weitere Projekte einfließen – etwa in neue Wohnkonzepte für Städte und Gemeinden oder in Kooperationen mit der Wohnungswirtschaft. Der Demonstrator ist folglich mehr als ein Mini-Muster-Haus. Er ist ein Statement für ein Wohnen, das Umwelt, Mensch und Zukunft ernst nimmt – und zeigt, dass echte Nachhaltigkeit ganz konkret sein kann. Derzeit wird versucht ein Tiny-Haus mit Originalmaßen zu beschaffen, an dem unter realen Bedingungen weiter geforscht werden kann. Prof. Kennel und sein Team hoffen, dann ihre bisherigen Erkenntnisse bestätigen und erweitern zu können. Arno Boes