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Fotos: Stadt Selters
Nicht erst seit gestern setzt sich Rolf Jung, Stadtbürgermeister von Selters, gemeinsam mit dem Selterser Stadtrat mit großem Engagement für das Thema Nachhaltigkeit ein. Für ihn sind Politik und Verwaltung mehr als nur Entscheidungsträger – sie tragen eine Vorbildfunktion. „Heute gestalten, was für morgen gut ist“ – dieses Motto prägt sein Handeln seit Jahren. Dabei steht für ihn stets ein ganzheitlicher Blick im Vordergrund: Nicht nur Menschen, sondern auch Natur, Bäume und Tiere gehören zum Ganzen, das es zu bewahren gilt.
Das nachhaltige Neubaugebiet „Am Sonnenbach“ ist ein beeindruckendes Beispiel für diesen ganzheitlichen Ansatz. Über Monate hinweg wurden alle Beteiligten eingebunden – ein intensiver Prozess.
Wissenschaftliche Begleitung erhielt das Vorhaben unter anderem durch die Technische Hochschule Bingen und Experten aus Mainz. So sorgte Prof. Rommel von der Uni Mainz mit seiner juristischen Expertise für Klarheit beim Thema „Anschlusszwang“, während Prof. Giehler von der TH Bingen innovative Technik entwickelte, die den Grundstein für die nachhaltige Wärmeversorgung legte. Unterstützung kam auch von einem engagierten Mitarbeiter im zuständigen Ministerium in Rheinland-Pfalz, der auf EU-Förderprogramme aufmerksam machte. Das Ergebnis der Mühen: Das Projekt erhält eine Förderung von 50 Prozent von der Europäischen Union und gilt als Pilotprojekt für Rheinland-Pfalz.
Für Rolf Jung und dem in dieser Sache sehr engagierten Stadtrat von Selters sowie den VG-Werken ist das kein Zufall: „Zukunft wird aus Mut gemacht.“ Jung hebt hervor, wie gut das Zusammenwirken mit dem Generalunternehmen und allen beteiligten Stellen funktioniert hat. „Nicht nur kritisieren, sondern konstruktiv zusammenarbeiten“, lautet das Credo.
Kern des nachhaltigen Konzepts ist eine innovative Erdwärmeanlage. Aus einer Tiefe von 104 Metern wird Sole mit etwa 10 Grad Celsius gefördert. Diese Sole läuft in einer Ringleitung durch das Gebiet, sämtliche Grundstücke müssen angeschlossen werden. Über eine Wärmepumpe wird die „kalte Energie“ in Heizungswärme umgewandelt, die stabil und effizient ist. Für die nötige Energie zum Betrieb der Wärmepumpe kann eine kleine Photovoltaikanlage auf jedem Dach sorgen. In heißen Sommerzeiten kann die Anlage über die Fußbodenheizung sogar kühlen – die Innenraumtemperatur kann um etwa drei bis vier Grad gesenkt werden.
Das Konzept schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel: Die Kosten belaufen sich auf etwa 170 bis 175 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche, wobei rund 30 Euro pro Quadratmeter davon für die Geothermie-Anlage eingeplant sind. Für ein durchschnittliches Grundstück von etwa 500 Quadratmetern bedeutet das eine Investition von rund 15 000 Euro mehr im Vergleich zu herkömmlichen Bauweisen. Doch diese Mehrkosten sind laut Jung eine Investition in die Zukunft, denn z. B. „CO2-Bepreisung entfällt ja. Das Projekt insgesamt sorgt für ein angenehmes Kleinklima über die hohe Verdunstungsentstehung wegen der vorgeschriebenen Bepflanzung und geringen Versiegelung und somit auch für eine nachhaltige Nutzung der Oberfläche. Sämtliche Bauplätze sind somit unabhängig von fossilen Energieträgern.
Das Baugebiet umfasst insgesamt 55 Bauplätze, darunter 15 Reihenhäuser. Seit Januar werden die Grundstücke vermarktet, und das Interesse ist groß – von den 40 Einzelbauplätzen sind nur noch sehr wenige frei. Die Bautätigkeit läuft rege, und Selters zeigt damit, dass nachhaltiges Bauen und Wohnen möglich und gefragt sind.
Dieses Projekt „Am Sonnenbach“ ist, wie sein Name sagt, ein leuchtendes Beispiel dafür, wie kommunale Verantwortung, Wissenschaft, Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft arbeiten können.
Rolf Jung bringt es auf den Punkt: „Wir gestalten heute, was morgen gut sein wird – für uns und unsere Umwelt.“ Doris Kohlhas