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Thomas Scheffold, der Leiter Umwelt und Technik vom Verband Private Brauereien, spricht über die besonderen Herausforderungen in der Braubranche und die entsprechenden Reaktionen darauf: „Von den 1.500 Brauereien in Deutschland sind 1.250 klein und mittelständisch. Diese achten in besonderem Maße auf gelebte Nachhaltigkeit. Wesentliche Bausteine sind hierbei das Arbeiten in der und für die Region, eine kontinuierlich modernisierte Produktion und insbesondere die Nutzung jeder verwertbaren Flasche und jedes Fasses anstelle von Einweg-Gebinden. Glasflaschen beispielsweise können bis zu 60 Mal wiederverwendet werden. Die Kisten haben eine Lebenszeit von 15 bis 20 Jahren. Eindrucksvolle Zahlen, die einen geschlossenen Kreislauf plastisch abbilden und den Verzicht auf die Produktion von zu viel Plastik belegen.“
Es sei nicht immer ganz einfach, mit den zusätzlichen Anforderungen – wie etwa dem gestiegenen Umweltbewusstsein und der Kostenexplosion im Energiebereich – umzugehen und adäquat zu reagieren, da es stets mit Investitionen und Kosten verbunden sei. „Überleben in der Braubranche erfordert Effizienz. Je mehr das gelingt, desto rosiger sieht die Zukunft aus“, resümiert Scheffold.
Insgesamt bemüht sich die Braubranche um eine Reduzierung der Umweltauswirkungen und um den Klimaschutz. Die Brauindustrie ist ein energieintensiver Sektor, daher sind Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes und der Ressourcenverschwendung von großer Bedeutung. Aber auch gleichermaßen schwierig.
Entgegen dem allgemeinen Trend investiert die Westerwald-Brauerei in klimafreundliche Maßnahmen. Das ist aber Luxus pur, wie der geschäftsführende Gesellschafter Jens Geimer erklärt. Viele Brauereien kämpfen in der heutigen Zeit um ihr Überleben. Denn die Braubranche sei eine hochinvestive Branche. Bis sich eine Investition bezahlt gemacht hat, vergehen nicht selten Jahrzehnte. Anders als in vielen anderen Branchen.
Eine sinnvolle Geschichte ist sicherlich der Einbau und die Nutzung von Photovoltaik. Aber auch die Verwendung von E-Mobilität, selbst bei teuren Energiekosten. Die Westerwald-Brauerei in Hachenburg setzt als eine der ersten Brauereien Deutschlands einen vollelektrischen LKW von Volvo in ihrer Logistikflotte ein. Mit diesem E-Truck zählt die Brauerei damit zu wenigen Vorreiterunternehmen weltweit, die bereits einen Volvo FE der dritten Batteriegeneration verwenden. Im Vergleich zur zweiten Batteriegeneration verfügt der 19,5-Tonner über eine Reichweite von bis zu 280 Kilometer. Eine Entfernung, die entspannt ausreicht, um auch weit entlegene Kunden der Westerwald-Brauerei zu beliefern.
„Der Truck sei sogar günstiger als der Unterhalt eines vergleichbaren LKW mit Dieselantrieb. Dank einer Nutzlast von mehr als 8 Tonnen kann der neue E-Truck bis zu 13 Paletten Hachenburger Biere auf einmal transportieren – das entspricht bis zu 12.480 Einzelflaschen Hachenburger“
Jens Geimer
Der E-Truck wird gefördert, kostet keine Maut und fährt mit Strom aus der hauseigenen Photovoltaikanlage. Auch mit der Umstellung der Firmenwagenflotte auf elektrische Antriebskonzepte habe man bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht. Das ist nur die Fortsetzung eines großen Trends, denn nach intensiven Anstrengungen und Investitionen in Technik, Fuhrpark und Prozessoptimierung konnte das mittelständische Familienunternehmen seinen CO2-Fußabdruck in den letzten zehn Jahren bereits um mehr als die Hälfte reduzieren.
Energieeffizienz – da geht immer noch was
Eine CO2-Rückgewinnungsanlage befindet sich in Planung und Jens Geimer geht davon aus, dass sie bis Ende des Jahres in Betrieb genommen werden kann. Manche Brauereien nutzen neben Photovoltaik auch Windenergie, um den Strombedarf abzudecken. Die Hachenburger produziert hingegen beispielsweise eigenes Biogas.
Stichwort: Flex-Bio – Altwasser wird in Biogas umgewandelt. Von der Kläranlage, in der das geschieht, gelangt es über eine unterirdische Pipeline zur Brauerei. Alle Behörden haben an einem Strang gezogen. Eine Million-Investition. Das Ergebnis: 100.000 Kilowattstunden gespart.
„Zwei Dinge, die mir besonders am Herzen liegen“, erklärt Jens Geimer. „Wertstoff-Recycling – Trennung und Wiederverwendung. Es gibt keinen Müll, sondern nur Wertstoff. Das führt zur Optimierung des Abfallmanagements. Und das Thema Up-Cycling: Aus Alt-Holz werden beispielsweise neue Werbemittel der Brauerei.“
Auch das Thema Regionalität ist ein wichtiges und sinnvoll. Viele Brauereien setzen auf regionale Zulieferer, die Brauzutaten wie Gerste und Hopfen für sie anbauen. Es wird versucht, Rohmaterialien aus lokalen Quellen zu beziehen, um den CO2-Fußabdruck durch Transporte zu minimieren. Kurze Wege sind nachhaltig. Zum einen der Weg, um an Braustoffe zu kommen, zum anderen aber auch der Weg des Bieres zum Verbraucher und zurück zur Brauerei.
Engagement in Klimaschutzprojekte im Westerwald
Die Westerwald-Brauerei unterstützt Naturschutzprojekte auf vielfältige Weise. Aktuell ist sie durch Kompensation mithilfe von Klimaschutzzertifikaten klimaneutral, das Ziel bis 2030, es aus eigener Kraft zu schaffen. Gleichzeitig engagiert sie sich in Klimaschutzprojekten im Westerwald. Im vergangenen und laufenden Jahr hat sie verschiedene Baumpflanzungsaktionen unterstützt, unter anderem in Krümmel, wo zur 1000-Jahr-Feier der Gemeinde 1000 Bäume gepflanzt wurden.
„Am Eisweiher und Rothenbach – unweit des Brauereigeländes – haben wir zudem Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Größte Aufmerksamkeit erregte wohl ein Öko-Sponsoring-Projekt in fünfstelliger Höhe in Heimborn. Für die für den Wasserhaushalt und die Biodiversität wichtige Totholzerhaltung finanzieren wir hier zwei Hektar Gemeindewald.“
Von Doris Kohlhas
Fotos: Westerwald-Brauerei
Wer sind die Privaten Brauereien?
Der Verband Private Brauereien vertritt als nationale und regionale Fachorganisation die Interessen von rund mehreren Hundert kleinen und mittelständischen Brauereien. Zu den Mitgliedsbrauereien gehören Ein-Mann-Betriebe ebenso, wie Unternehmen mit mehr als hundert Mitarbeitern; Gasthausbrauereien, die ihr Bier ausschließlich im eigenen Lokal anbieten, Kleinbrauereien, deren Biere rund um den Schornstein verkauft werden und Brauereien, die ihre Biere in die weite Welt exportieren. Mitglied sind neu gegründete Braubetriebe sowie Traditionsbrauereien, in denen seit Jahrhunderten Bier gebraut wird. Alle dieser Betriebe haben neben den großartigen Bieren einen gemeinsamen Nenner, den man auch im Namen des Verbandes findet: Sie werden privat geführt.
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