Der Rhein-Hunsrück-Kreis als Vorreiter in Sachen Klimaschutz

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Das solarthermische Großfeld versorgt in Verbindung mit einer Holzhackschnitzelheizung 165 Gebäude in Neuerkirch und Külz mit Wärme. Insgesamt sind 17 Bürgernahwärmeverbünde im Rhein-Hunsrück-Kreis in Betrieb.

Viele Projekte haben nationalen und internationalen Vorbildcharakter

Wenn es um Klimaschutz durch erneuerbare Energien geht, dann kann man dem Landkreis-Rhein-Hunsrück zu Recht eine Vorreiterrolle zusprechen. 1995 wurde noch keine einzige Kilowattstunde Strom klimaneutral produziert, heute werden im Kreisgebiet rund 300 Prozent des eigenen heimischen Strombedarfs durch einen breit aufgestellten Mix aus Solarenergie, Biomasse, Windkraft, Geothermie und Wasserkraft erzeugt. Allein knapp 6500 Photovoltaik-Anlagen sind auf den Gebäuden im Kreis installiert. Prämiert wurde das bereits mehrfach, u.a. 2011 mit dem Europäischen Solarpreis, 2018 mit der Auszeichnung als „Energie-Kommune des Jahrzehnts“ und jüngst Anfang September 2023 mit dem ERNEUERBAR-Kreis-Zertifikat in Platin als erster Landkreis bundesweit überhaupt.

Die Rhein-Hunsrück Entsorgung (RHE) betreibt seit 2010 drei Nahwärmverbünde in den Schulzentren Simmern, Kirchberg und Emmelshausen, die mit aufbereitetem Baum- und Strauchschnitt aus den Gärten der Bürgerinnen und Bürger beheizt werden.

Mit kleinen Anlagen hat es angefangen, heute gehören u.a. private Nahwärmenetze, Plantagen zur alternativen Gewinnung von Holzhackschnitzel, E-Carsharing-Modelle vor allem im ländlichen Raum sowie die Umgestaltung privater Wohnhäuser von „Stromverbrauchern“ hin zu „Energie-Produzenten“ dazu. In Boppard-Buchholz wurde ein Einfamilienhaus aus dem Jahr 1974 komplett auf erneuerbare Energien umgestellt. Photovoltaik mit Batterie-Speichersystem, Wärmepumpe und dazu auch der Wechsel auf zwei E-Fahrzeuge haben die Kosten für Energie von rd. 9000 auf 1500 Euro pro Jahr reduziert. Zusätzlich werden ca. 15 Tonnen CO2 jährlich vermieden und statt des Bezuges von 8500 kWh aus dem Netz werden dort jährlich knapp 8000 kWh eingespeist. Zum Erfolg solcher Beispiele gehört auch, dass sich die Investitionen für den Umbau der Energieversorgung schon nach wenigen Jahren amortisiert haben.

Die Vorgärungsanlage in Kirchberg ist seit 2021 in Betrieb und eines der Vorzeigeprojekte im Rhein-Hunsrück-Kreis.

Ein weiteres Vorzeigeprojekt ist die im Mai 2021 in Kirchberg in Betrieb gegangene Vorgärungsanlage für Bioabfall zu Biodünger, Biogas und Ökostrom. Damit werden nun 100 Prozent des im Kreis anfallenden Biomülls aus den Privathaushalten verwertet. Das neuartige an diesem Konzept ist, dass alle Prozesse innerhalb eines Gebäudes ablaufen. Durch eine Kapselung der Gebäudeteile arbeitet die Gäranlage völlig emissionslos. Die Abluft des gesamten Komplexes wird durch Biofilter gereinigt, bevor sie geruchs- und schadstofffrei in die Umwelt entlassen wird.

Die Einnahmen aus der Windpacht haben den Bau der Geierlaybrücke in Mörsdorf ermöglicht. Seit Eröffnung der Brücke im Jahr 2015 erlebt die Gemeinde einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung und investiert derzeit 5,5 Millionen Euro in das Mehrgenerationenprojekt „Mörs:DORF“

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den Aktivitäten, die im Rhein-Hunsrück-Kreis in den letzten gut 30 Jahren initiiert wurden und nicht selten auch für andere Kommunen zu nachahmenswerten Beispielen wurden. Das gilt nicht nur für die Nachbarschaft in Rheinland-Pfalz, sondern quasi weltweit, wie immer wieder Besuche von Fachleuten anderer Länder und Kontinente zeigen. Allein 26 Mal waren japanische Kommunen aus dem „Netzwerk Fukushima“ im Kreis zu Gast, um sich nach der dortigen Atomkraftwerks-Katastrophe über Alternativen in der Energieerzeugung zu informieren und auszutauschen. An zentralen Besuchertagen und auf regelmäßig stattfindenden Informationsveranstaltungen informiert die Kreisverwaltung die Bürgerinnen und Bürger über Ziele und Konzepte für den Klimaschutz und gibt angesichts der aktuellen Preis-Entwicklungen auf dem Energiemarkt Tipps für Einsparungen und Optimierung bestehender Heizsysteme.

Neben der reinen technischen Betrachtung im Sinne des Klimaschutzes legt der Kreis seinen Fokus auch auf die wirtschaftlichen Fragen. Leitsatz ist dabei eine Formel, die der Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen im 19. Jahrhundert prägte: „Das Geld des Dorfes dem Dorfe!“. Eindrucksvoll wird das umgesetzt u.a. in mehr als 120 Gemeinden im Kreis, die aus der Windkraft direkte oder anteilige Einnahmen erwirtschaften. Diese werden überwiegend für soziale und gemeinnütze Zwecke vor Ort eingesetzt. Auch das ist neben dem auf allen Ebenen dringend nötigen Klimaschutz ein großes Plus für die Bürgerinnen und Bürger.

Einen umfassenden Überblick über die Aktivitäten im Rhein-Hunsrück-Kreis gibt die Web-Seite www.kreis-sim.de/Klimaschutz/.

Von abo

Fotos: Energieagentur RLP