Wärmekataster fördert nachhaltige Versorgung und Nutzung

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Wärmekataster fördert nachhaltige Versorgung und Nutzung

Fotos: Energieagentur Rheinland-Pfalz, Sonja Schwarz

Fünf Gemeinden starten mit dem Rhein-Hunsrück-Kreis in die Zukunft der Energieplanung

Der Rhein-Hunsrück-Kreis gilt seit Jahren als Vorreiter in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Mit einem neuen Projekt gehen nun auch die Stadt Boppard sowie die Verbandsgemeinden Hunsrück-Mittelrhein, Kastellaun, Kirchberg und Simmern-Rheinböllen gemeinsam mit dem Rhein-Hunsrück-Kreis einen weiteren wichtigen Schritt: Gemeinsam arbeiten sie an einem Wärmekataster und einer Wärmeplanung, die ab 2025 für alle größeren Städte in Deutschland verpflichtend wird. Ziel ist es, bis spätestens 2040 eine klimaneutrale Wärmeversorgung sicherzustellen.

Hintergrund: Gesetzliche Vorgaben

Die Bundesregierung hat mit dem Wärmeplanungsgesetz festgelegt, dass Kommunen künftig eine verbindliche Wärmeplanung erarbeiten müssen. Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern haben dafür bis 2026 Zeit, kleinere Kommunen bis 2028. Im Rhein-Hunsrück-Kreis wollen die beteiligten Gemeinden aber nicht warten – sie gehen voran. Unterstützt werden sie dabei vom Kreis und dem Landesumweltministerium.

Warum Wärmeplanung?

In Deutschland wird mehr als die Hälfte der gesamten Energie für Wärme benötigt – zum Heizen von Gebäuden und zur Warmwasserbereitung. Noch immer stammen große Teile davon aus fossilen Energieträgern wie Öl und Gas. Eine Wärmewende ist deshalb entscheidend für das Erreichen der Klimaziele. Ein kommunales Wärmekataster liefert hierfür die Grundlage: Es zeigt, wo aktuell welche Energie genutzt wird, welche Leitungen vorhanden sind und wo sich Potenziale für erneuerbare Energien wie Biomasse, Solarthermie oder Abwärme aus Industrieprozessen ergeben.

Die Rolle der Stadtverwaltung Boppard

Koordiniert wird das Projekt im Rhein-Hunsrück-Kreis von der Verwaltung in Boppard. Dort laufen die Daten zusammen, die derzeit von Ingenieurbüros, Energieversorgern und Gemeinden gesammelt werden. „Wir wollen die lokalen Gegebenheiten möglichst genau erfassen – nur so können wir passgenaue Lösungen entwickeln“, erklärt ein Sprecher der Stadtverwaltung. Bereits im kommenden Jahr sollen erste Zwischenergebnisse vorliegen, die dann mit Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden.

Bürgerbeteiligung entscheidend

Eine nachhaltige Wärmeplanung betrifft alle: Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, Mieter, Gewerbetreibende und öffentliche Einrichtungen. Daher setzen die Gemeinden auf Transparenz und Beteiligung. Informationsveranstaltungen sind bereits in Vorbereitung. „Die Wärmewende wird nur gelingen, wenn die Menschen mitgenommen werden“, betont Landrat Volker Boch. Förderprogramme von Bund und Land sollen zudem helfen, Investitionen in neue Heizsysteme zu erleichtern.

Blick nach vorn: Dekarbonisierung bis 2040

Der Rhein-Hunsrück-Kreis hat sich schon früh ambitionierte Klimaziele gesetzt. Mit der geplanten Wärmeplanung soll bis 2040 eine nahezu vollständige Dekarbonisierung der Wärmeversorgung erreicht werden – also der Ausstieg aus Öl und Gas. Möglich wird das durch eine Kombination verschiedener nachhaltiger Technologien: Wärmepumpen, Nahwärmenetze, Solarenergie und die Nutzung von regionaler Biomasse.

Ein langer Weg mit nachhaltigem Ziel

Die fünf Gemeinden im Rhein-Hunsrück-Kreis zeigen, wie Energiewende konkret vor Ort umgesetzt werden kann. Mit dem Wärmekataster legen sie den Grundstein für eine nachhaltige, bezahlbare und klimafreundliche Wärmeversorgung. Der Prozess ist anspruchsvoll und braucht Zeit – doch die Richtung stimmt. Bis 2025 soll die Wärmeplanung stehen, bis 2040 die Dekarbonisierung abgeschlossen sein. Ein ehrgeiziges, aber notwendiges Ziel – und ein weiteres Beispiel dafür, wie Kommunen im ländlichen Raum die Energiewende aktiv vorantreiben. Arno Boes