3 min lesen.
Foto: Maria Sbytova – stock.adobe.com
Wenn Grundschüler im Biosphärenreservat Pfälzerwald den Wasserhaushalt eines Baches erforschen oder Kita-Kinder spielerisch lernen, Abfälle zu trennen, ist das mehr als ein nettes Projekt. Es ist Teil einer landesweiten Strategie: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) soll Menschen aller Altersgruppen befähigen, verantwortungsvoll zu handeln und den Wandel hin zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft aktiv mitzugestalten.
Seit 2020 sind die globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – die sogenannten SDGs – im rheinland-pfälzischen Schulgesetz festgeschrieben. Damit ist BNE nicht nur ein Zusatzthema, sondern eine Querschnittsaufgabe für alle Fächer und Schulformen. Lehrkräfte werden durch das Pädagogische Landesinstitut geschult, Module und Unterrichtsmaterialien erleichtern die Integration in den Alltag. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und Entscheidungen verantwortungsvoll zu treffen.
Foto: BalanceFormCreative – stock.adobe.com
Ein Schwerpunkt liegt im Elementarbereich. Bereits im Vorschulalter lernen Kinder, was nachhaltiges Handeln bedeutet. Die Landeszentrale für Umweltaufklärung stellt Materialien bereit und bietet Fortbildungen für Fachkräfte an. Inzwischen nutzt rund jede zweite Kita im Land diese Angebote – ein entscheidender Schritt, um Werte und Haltung früh zu verankern.
Auch an Schulen ist das Thema längst angekommen. Landesweit tragen inzwischen mehr als 160 Einrichtungen den Titel „Nachhaltige Schule“. Bis 2030 sollen es 300 bis 350 sein. Sie verpflichten sich, Nachhaltigkeit nicht nur im Unterricht, sondern auch im Schulleben sichtbar zu machen – sei es durch Energieprojekte, nachhaltige Schülerfirmen oder Kooperationen mit regionalen Partnern. Parallel dazu werden 75 außerschulische Lernorte zertifiziert, die Kinder und Jugendliche vor Ort an Themen wie Artenvielfalt, Energie oder Ernährung heranführen.
Besondere Bedeutung haben außerschulische Lernorte. Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald oder im Biosphärenreservat Pfälzerwald erfahren Kinder und Jugendliche unmittelbar, wie Ökosysteme funktionieren und warum deren Schutz so wichtig ist. Der „Lernort Nachhaltigkeit“ oder der „Lernort Bauernhof“ übersetzen abstrakte Ziele in konkrete Erfahrungen – vom Umgang mit Wasser und Boden bis zur Frage, wie unsere Ernährung mit globalen Kreisläufen zusammenhängt.
Damit solche Bildungsangebote vergleichbar und verlässlich sind, haben Rheinland-Pfalz und das Saarland ein gemeinsames Zertifizierungssystem eingeführt: „BNE-zertifiziert – Zukunft bilden“. Einrichtungen werden dabei nach festen Kriterien bewertet – etwa ihrem Leitbild, dem pädagogischen Konzept oder ihrer Organisation. Das Siegel sorgt für Qualität, Transparenz und gibt Schulen wie Kommunen eine klare Orientierung.
Neben festen Strukturen setzt das Land auf Vernetzung und Sichtbarkeit. Schulen, Kitas, außerschulische Träger und regionale Initiativen arbeiten in Netzwerken zusammen, tauschen Erfahrungen aus und entwickeln gemeinsame Projekte. Aktionstage wie „Umwelt braucht Bildung“ oder Wettbewerbe schaffen zusätzlich Aufmerksamkeit. So wird BNE zu einem Thema, das nicht nur im Klassenzimmer, sondern in der gesamten Gesellschaft diskutiert wird.
Ob in der Kita, in der Schule oder beim Wandertag im Nationalpark – Bildung für nachhaltige Entwicklung macht Nachhaltigkeit greifbar und alltagsnah. Indem Kinder und Jugendliche lernen, kritisch zu hinterfragen und eigenständig zu handeln, entsteht eine Haltung, die weit über den Unterricht hinauswirkt. So wächst in Rheinland-Pfalz eine Generation heran, die nicht nur über Nachhaltigkeit spricht, sondern sie lebt – und damit den langfristigen Wandel aktiv gestaltet. red
Kasten (nur wenn Platz ist)
BNE in Rheinland-Pfalz – Zahlen und Fakten
- Seit 2020: Nachhaltigkeitsziele (SDGs) im Schulgesetz verankert
- 164 Schulen aktuell als „Nachhaltige Schule“ ausgezeichnet (Stand 2025)
- Ziel bis 2030: 300–350 zertifizierte Schulen, 75 anerkannte außerschulische Lernorte
- Kitas: Rund jede zweite nutzt Materialien der Landeszentrale für Umweltaufklärung (LZU)
- Zertifizierung: „BNE-zertifiziert – Zukunft bilden“ prüft Leitbild, Pädagogik, Organisation, Infrastruktur und Öffentlichkeitsarbeit
- Lernorte: Nationalpark Hunsrück-Hochwald, Biosphärenreservat Pfälzerwald, Lern Ort Nachhaltigkeit, Lernort Bauernhof
- Aktionstage: „Umwelt braucht Bildung“ (jährlich im Herbst) mit landesweiten Veranstaltungen