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Foto: Carolin Grundel / Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis
Wie können wir das Interesse an E-Autos steigern? Diese Ausgangsfrage beschäftigte Frank-Michael Uhle, Klimaschutzmanager vom Rhein-Hunsrück-Kreis, lange Zeit, bis er gemeinsam mit den Kollegen der Energieagentur Rheinland-Pfalz eine zündende Idee hatte. 2019 leasten sie auf Kosten des Landkreises sieben Elektroautos, die sich drei Jahre lang großer Nachfrage erfreuten und zahlreiche Autofahrerinnen und Autofahrer zu überzeugten E-Auto-Fans machten.
Autos, mit Benzin oder Diesel betrieben, gehören zu den größten CO2-Emittenten überhaupt. Dazu kommen in ländlichen Regionen auf einen Haushalt zwei bis drei Autos, die in erster Linie viel „vor der Tür“ stehen und trotzdem Kosten verursachen, beispielsweise für Reparaturen, regelmäßige Wartung, TÜV und natürlich Kraftstoff. „Wir wollten unseren Bürgerinnen und Bürgern die Elektromobilität näherbringen und dachten, am besten geht das, wenn man sie erlebbar und so leicht wie möglich zugänglich macht“, schildert Frank-Michael Uhle die Idee von damals. 2019 schaffte der Rhein-Hunsrück-Kreis sieben und die damalige Verbandsgemeinde Simmern ein weiteres E-Auto an. Dann mussten sich interessierte Gemeinden bewerben und zudem „Kümmerer“ bereitstellen: Menschen, die sich ehrenamtlich bereit erklärten, die Autos zu pflegen, zu waschen, in die Inspektion oder Reparatur zu fahren und die Buchungen zu verwalten. Die Fahrzeuge sollten allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen. Und zwar kostenlos! Jeder, der wollte, konnte eins der E-Dorfmobile, die für drei Jahre geleast wurden, nutzen. Nötig war lediglich eine Registrierung mit Führerschein beim Leasinganbieter, hiernach wurde der Führerschein mit einem Chip versehen, mit dem man das Vehikel in der gebuchten Zeit entriegeln konnte.
Die acht bereitgestellten E-Automobile waren allesamt Kombis, 7-Sitzer mit Schiebetüren. „Wir wollten Allrounder fürs Dorf – für alles und alle quasi“, erläutert Klimamanager Uhle die Absicht. „Die Menschen sollten das Auto für ihre Einkäufe, für Umzüge oder größere Transporte, für Arztfahrten oder Freizeitausflüge nutzen. Aber auch Vereine, die mit dem Team zu Turnieren und sonstigen Veranstaltungen fahren, wollten wir ansprechen.“ Jeweils nach einem Jahr sollten die acht Fahrzeuge ihre Standorte im Kreis wechseln, sodass E-Carsharing in 24 Dörfern getestet werden konnte. Da sich aber teilweise mehrere benachbarte Gemeinden das Dorfauto in einem Betriebsjahr teilten, konnte letztendlich an insgesamt 32 Standorten die Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge ausprobiert werden. Mit großem Erfolg, der sich am besten in Zahlen belegen lässt: „Insgesamt wurden in den drei Projektjahren die acht E-Dorfautos mit einer Gesamtfahrleistung von 526.899 Kilometer bei 10.303 Einzelfahrten von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt. Die durchschnittliche Fahrstrecke betrug 51 Kilometer je Buchung“, zog Landrat Volker Boch Bilanz zum Abschluss des Projektes. Zum Projektstart Anfang Dezember 2019 waren 167 reine E-Fahrzeuge im Rhein-Hunsrück-Kreis zugelassen. Zum Projektende, November 2022, waren schon 1.312 reine E-KFZ zugelassen. Ein Jahr später knackte der Kreis die 2.000er Marke – ein nachhaltiger Effekt der Initiative, ist man sich sicher.
Mit der Steigerung der E-Attraktivität sollte es dann eigentlich auch weitergehen im Rhein-Hunsrück-Kreis. Geplant war ein Anschlussprogramm, das der Kreistag beschlossen hatte. Mit dem „Dorfauto 2.0“ sollten bis zu 20 Orte Betriebskostenzuschüsse erhalten, um das Programm fortzusetzen. Doch dann kam der Ukrainekrieg, wodurch Lieferketten unterbrochen wurden. Gerade bei Kombimodellen kam es zu Lieferschwierigkeiten, verbunden mit Kostensteigerungen, die die Carsharing-Anbieter an ihre Kunden weitergeben mussten. Momentan fahren lediglich zwei E-Dorfautos im Hunsrück, erzählt der Klimaschutzmanager leicht zerknirscht, aber nicht ohne hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen: „Zum einen kann ich mir vorstellen, dass sich mehrere Leute zusammenschließen und gemeinsam ein E-Auto anschaffen. Laut ADAC ist Carsharing wirtschaftlich sinnvoll, wenn man weniger als 10.000 Kilometer im Jahr fährt. Zum anderen erwartete ich spätestens dann einen enormen Schub, wenn das autonome Fahren in Europa und Deutschland Schule macht.“ Das werde noch ein paar Jahre dauern, gibt Uhle zu, aber der Weg für E-Carsharing auf dem Land ist vorgegeben: „E-Autos werden in der Anschaffung und im Betrieb günstiger werden und mit selbstfahrenden Autos steigen Komfort und Flexibilität.“ Susanne Hoffmann