Dossier: Ingenieurskunst | Guten Rutsch

April 26, 2024 4 min lesen.

Bild einer Wasserbahn mit zwei Personen, die in der Bahn sitzen.

„Okavango River“ heißt das Wasserfahrgeschäft, das für den Jaderpark in Norddeutschland von Hafema konzipiert und im Jahr 2021 eröffnet wurde. Die Freizeitpark-Attraktionen des Unternehmens finden sich inzwischen auf allen Kontinenten.

Laudert Die Hafema Water Rides GmbH baut sogenannte Wasserfahrgeschäfte, die inzwischen in mehr als 40 Freizeitparks auf allen Kontinenten zum Besuchermagneten geworden sind.

Von Hans-Rolf Goebel

Wenn sich ein Wasserbauingenieur und ein Elektroingenieur zusammentun, dann kann daraus Großes entstehen. Im Jahr 2004 beschlossen Harald Wendling und Paul Sommer, das insolvente Maschinenbauunternehmen Hafema zu übernehmen und die Freizeitbranche aufzumischen.

Heute hat das Unternehmen in Laudert im Hunsrück sechs Mitarbeiter, die in enger Zusammenarbeit mit befreundeten Ingenieurbüros, Statikern, Architekten und Prüfingenieuren Wasserfahrgeschäfte konstruieren, die in den renommierten Freizeitparks der Welt zu den beliebtesten Publikumsattraktionen gehören. Manuel Wolf, Elektrotechnikingenieur und Projektmanager, ist vor allem zuständig für die Softwareentwicklung und den Vertrieb bei Hafema. Er verweist darauf, dass nur zwei bis drei weitere Anbieter weltweit im Wettbewerb mit dem Wasserfahrspezialisten aus dem Hunsrück stehen.

 

Luftaufnahme auf ein großes Wasserfahrgeschäft in Taiwan der Firma Hafema

Auch in Taiwan gibt es ein großes Wasserfahrgeschäft von Hafema, den „Rapid Raft Ride“ im Formosan Aboriginal Culture Village. Viele Anlagen dieser Art sind am Tag bis zu zehn Stunden im Einsatz. Bei manchen schießen 4000 bis 5000 Liter Wasser pro Sekunde durch den Kanal.

„Unsere Anlagen haben ihren Preis. Aber Freizeitparkbetreiber wie Universal Studios oder Disney halten nicht Ausschau nach Billiganbietern. Sie wollen ein Wasserfahrgeschäft auf höchstem Niveau.“ In den Anfangszeiten der Hafema war die Kundengewinnung noch mühsam. Da klapperten die Vertriebler alle erreichbaren Freizeitparks ab. Die Zeiten der sogenannten Kaltakquise sind heute vorbei. Das Unternehmen genießt inzwischen weltweit einen exzellenten Ruf. Auf den großen Messen der International Association of Amusement Parks and Attractions (IAAPA) ist der Hersteller aus Laudert inzwischen eine vielgefragte Größe.

„Auf den IAAPA-Messen spielt für die Freizeitbranche die Musik. Dort präsentieren wir neue Attraktionen, knüpfen Kontakte und stellen unsere Referenzprojekte vor. Unser Motto lautet ‚Fragt unsere Kunden‘. Sie sind unsere besten Botschafter“, sagt Wolf. Wasserfahrgeschäfte, egal ob gemütliche Slow Boat Rides oder aufregende Rafting-Anlagen, werden bei Hafema genau auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten. „Bei uns gibt es keine Anlage aus dem Katalog. Alle sind Unikate. Dafür arbeiten unsere Experten aus dem Maschinenbau und der Elektrotechnik von Anfang an eng zusammen und binden auch den Statiker und den TÜV mit ein“, sagt Wolf.

„Bei uns gibt es keine Anlage aus dem Katalog. Alle sind Unikate. Dafür arbeiten unsere Experten aus dem Maschinenbau und der Elektrotechnik von Anfang an eng zusammen und binden auch den Statiker und den TÜV mit ein.“

Manuel Wolf, Projektmanager bei Hafema

Zuerst erhält der Kunde eine vorbereitende Beratung. In der anschließenden Planungsphase werden Standortfragen, die Personenkapazität der Anlage sowie die Kosten abgeklärt. „Für den Platz, der vorhanden ist, wollen wir immer das Optimum herausholen. Dann beginnt die Produktions- und Montagephase, die mit der TÜV-Abnahme und der Inbetriebnahme endet. Wir kümmern uns eigentlich um alles, außer um den Tiefbau und das Betonieren“, erläutert der Projektmanager. Dazu gehört auch die Schulung der Mitarbeiter im Freizeitpark, damit die Bedienung des Wasserfahrgeschäfts reibungslos funktioniert und auch Wartungsarbeiten vorgenommen werden können.

Kommt es wider Erwarten zu Störungen im Betrieb, ist Wolf in der Lage, Fehlerdiagnosen auch aus der Ferne vorzunehmen – und zwar rund um den Globus. Dazu schaltet er sich über eine gesicherte VPN-Verbindung auf die Steuerung der Anlage und sucht den Fehler.

Auch in den Freizeitparks haben zunehmend sparsames Ressourcenmanagement, mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit Einzug gehalten. So werden für den Transport der Boote zum hochgelegenen Startpunkt nur noch Elektromotoren eingesetzt, die Wasserhydraulik wurde stark optimiert und die Pumpenleistung durch effizientere Wasserwege verbessert. Die Bootbremsenergie wird rückgewonnen und als Strom den Wasserpumpen zugeführt. Materialien werden so eingesetzt, dass die verbauten Komponenten möglichst lange halten. „Unser Ziel ist nicht, Geschäft mit Ersatzteilen zu machen. Wir wollen Qualität und Zuverlässigkeit. Manche unserer Komponenten halten mehr als zwanzig Jahre, obgleich die Fahrgeschäfte am Tag bis zu zehn Stunden im Einsatz sind und bei manchen 4000 bis 5000 Liter Wasser pro Sekunde durch den Kanal schießen“, sagt Wolf.

 

Portrait von Manuel Wolf.

Manuel Wolf ist Jahrgang 1978. Er studierte Elektrotechnik an der Fachhochschule Darmstadt. Bis 2018 arbeitete er als Softwareentwickler bei HW-Elektrotechnik in Laudert. Im Jahr 2018 wechselte Wolf zur Hafema.

Sicherheit wird im Wasserfahrgeschäft großgeschrieben. „Unsere Bibel ist die Norm DIN EN 13814“, erklärt der Projektmanager. Diese Norm gilt eigentlich für die sogenannten „Fliegenden Bauten“, also für die Fahrgeschäfte auf Volksfesten und Jahrmärkten, erfasst aber auch die Publikumsattraktionen in den Freizeitparks. Sie enthält zum Beispiel Abstandsvorschriften im Umfeld des Bootes oder macht klare Vorgaben für die Bootrückhaltesysteme wie Gurte und Bügel. „Unsere Anlagen sollen Spaß bei höchster Sicherheit bieten“, sagt Wolf. Er verweist mit Stolz darauf, dass das von Hafema vor mehr als zwanzig Jahren konstruierte Wasserfahrgeschäft „River Quest“ im Phantasialand in Brühl auch heute noch regelmäßig Branchenpreise gewinnt.

Zum Unternehmen

Name: Hafema Water Rides GmbH

Gegründet: 1990 als Hammes und Feldenz–Maschinenbau (Hafema), 2004 Übernahme durch Harald Wendling und Paul Sommer.

Geschäftsführer: Mathias Nick

Sitz: Laudert im Hunsrück

Kernkompetenz: Hersteller und weltweiter Anbieter innovativer Wasserfahrgeschäfte.

Mitarbeitende: 6

Weitere Informationen: www.hafema.de

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