Chefsache | Mit Zuversicht führen, mit Weitblick wachsen

Oktober 31, 2025 6 min lesen.

Chefsache | Mit Zuversicht führen, mit Weitblick wachsen

Chefsache: Dr. Julia Schneider führt die DDP GRUPPE mit Offenheit und Vertrauen – und verbindet Wachstum mit einer Kultur der Verantwortung.

Die Bereiche Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung wirken auf viele Menschen zunächst nüchtern und unzugänglich. Bei der DDP GRUPPE zeigt sich jedoch ein anderes Bild: An neun Standorten prägen Dynamik, klare Perspektiven und Gestaltungsspielräume den Alltag von rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mit Optimismus und einem Führungsstil, der Freiräume eröffnet, gibt Dr. Julia Schneider der Gruppe als geschäftsführende Gesellschafterin ein klares Profil. Im Gespräch mit rz-Media Geschäftsführer Evangelos Botinos und WIRTSCHAFT-Redakteurin Anika Tilemann spricht sie über Führungsprinzipien, den Wert von Verantwortung und über die Chancen, die sich durch Wachstum und neue Technologien eröffnen.

Portaitbild von Dr. Julia Schneider und Evangelos Botions
Dr. Julia Schneider (DDP Gruppe) mit Evangelos Botinos (Geschäftsführer rz-Media).
Foto: Anika Tilemann

E. Botinos: Ihr Vater gehörte zu den Gründern der DDP GRUPPE. War für Sie von Anfang an klar, dass Sie ebenfalls ins Unternehmen einsteigen würden?

J. Schneider: Nein, keineswegs. Als Kind habe ich gesehen, wie zeitintensiv dieser Beruf ist, und wollte ursprünglich einen anderen Weg gehen. Mein erstes Studienfach war Zahnmedizin – doch dann merkte ich, dass das Handwerkliche nicht zu mir passt. Zahlen, Analysen und Konzepte lagen mir dagegen schon immer. Über ein BWL-Studium und meine Promotion fand ich schließlich doch zur DDP GRUPPE. Die familiäre Prägung war sicher da, ausschlaggebend war aber, dass mir das Unternehmen von Beginn an viele Möglichkeiten bot, mich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.

A. Tilemann: Ihr Vater prägte die Kanzlei über Jahrzehnte. Was haben Sie von ihm übernommen – und was machen Sie anders?

J. Schneider: Er ist eine klassische Führungsfigur seiner Generation – klar, direkt, mit starkem Unternehmergeist. Auch heute ist er noch präsent, wenn auch nicht mehr in der Führung. Wie er setze ich auf Authentizität und klare Kommunikation. Mein Fokus liegt dabei stärker auf Offenheit, Transparenz und Vertrauen. Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollen eigene Ideen einbringen und Verantwortung übernehmen können. Wer diesen Freiraum spürt, ist motivierter.

E. Botinos: Wie stellen Sie in einem dezentralen Arbeitsumfeld, das sich über neun Standorte erstreckt, Austausch und Transparenz sicher?

J. Schneider:Kommunikation ist ein zentraler Erfolgsfaktor. Wir führen regelmäßige Coachings für Führungskräfte durch, bieten Kommunikationsworkshops an und berichten in regelmäßigen Teams-Meetings, an denen alle teilnehmen können, aus der Geschäftsführung. So stellen wir sicher, dass Informationen offen geteilt werden und die Kolleginnen und Kollegen die Richtung kennen, in die wir uns entwickeln.

A. Tilemann: Und wie gelingt es, neue Mitarbeiter in diese Kultur einzubinden?

J. Schneider: Jeder neue Mitarbeitende verbringt seinen ersten Arbeitstag in Koblenz – wenn möglich, bin ich persönlich dabei. Das schafft Nähe und ein klares Verständnis für unsere Werte. Natürlich ist jeder Standort anders, aber dieses gemeinsame Ankommen sorgt dafür, dass sich neue Kolleginnen und Kollegen schnell zugehörig fühlen. Unterstützt wird das durch ein engagiertes Team, dasviel Zeit ins Onboarding investiert.

E. Botinos: Diese Haltung ist sicher auch ein Grund, warum die DDP GRUPPE 2025 als „Most Responsible Employer“ ausgezeichnet wurde. Was bedeutet Verantwortung für Sie persönlich?

J. Schneider: Verantwortung im Beruf hat viele Ebenen. Gegenüber Mitarbeitenden heißt sie, ein verlässliches Umfeld zu schaffen und Freiräume zu geben. Gegenüber Mandanten bedeutet sie, auf Augenhöhe pragmatische Lösungen zu liefern, die wirklich helfen und unternehmerisch zu beraten. Für die Region, in der wir tätig sind, heißt Verantwortung, Teil ihrer Entwicklung zu sein und sie aktiv mitzugestalten.

A. Tilemann: Wie hilft Ihnen diese Kultur, Talente für die DDP GRUPPE zu gewinnen – auch fernab der Metropolen?

J. Schneider: In Frankfurt haben wir ein breites Hochschulumfeld, in Koblenz oder Mayen ist der Markt enger. Dennoch gelingt es uns, engagierte und fachlich überzeugende Mitarbeitende zu finden. Unsere Stärke ist die Perspektive: Wer bei uns einsteigt, kann früh eigene Ideen verwirklichen. Viele unserer Partnerinnen und Partner sind Eigengewächse. Andere wechseln bewusst von großen Häusern zu uns, weil sie hier Nähe und Wirkung erleben. Oft gelingt es uns zudem, auch aus dem Umfeld unserer Mitarbeitenden neue Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen.

E. Botinos: Welche Rolle spielt Wachstum bei den Entwicklungsperspektiven – etwa mit Blick auf neue Standorte wie Zell an der Mosel?

J. Schneider: Wachstum eröffnet Entwicklungsmöglichkeiten. Neue Standorte schaffen Raum für Spezialisierungen, Verantwortung und Nähe zum Kunden. Zell war ein sehr bewusster Schritt: fachlich sinnvoll und menschlich passend. Entlang von Rhein und Mosel gibt es viele starke Unternehmen. Mit einem Team vor Ort verkürzen wir Wege und bleiben nah an den Mandanten.

Mitarbeitende von DDP an einem rundem Tisch im Austausch.
Offene Kommunikation ist Teil der Unternehmenskultur bei DDP.
Foto: DDP

A. Tilemann: Bedeutet Expansion für Sie mehr Größe oder mehr Nähe?

J. Schneider: Für mich bedeutet Wachstum vor allem mehr Schlagkraft. Mit einer größeren Vielfalt an Expertinnen und Experten können wir Mandanten breiter begleiten – von der klassischen Steuerberatung bis zur Beratung bei IT-Sicherheitsprojekten. Entscheidend ist: Wir wachsen nicht um der Größe willen, sondern um Potenziale zu nutzen. Jeder Standort soll dabei ein eigenes Profil zeigen und nicht bloß eine Außenstelle sein.

E. Botinos: Welche Themen beschäftigen Ihre Mandanten derzeit am meisten?

J. Schneider: Ganz klar: Kostendruck, Fachkräftemangel und der Aufwand rund um neue Berichtspflichten. Viele Mandanten berichten uns von Schwierigkeiten, weil politische Vorgaben ständig wechseln – etwa bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Wir als Dienstleister und viele unserer Mandanten haben Strukturen aufgebaut und Mitarbeitende geschult – doch dann wurden die Pflichten durch neue EU-Richtlinien wieder reduziert. Das erschwert die Planung. Unsere Aufgabe ist es, Ordnung in diese Komplexität zu bringen und handhabbare Schritte aufzuzeigen.

A. Tilemann: Wie unterstützen Sie Unternehmen konkret bei diesen Herausforderungen?

J. Schneider: Steuer- und Prüfungsleistungen sind nach wie vor unser Fundament. Gleichzeitig suchen Mandanten zunehmend Unterstützung in IT-Fragen und bei Prozessen – rund um Digitalisierung, Datensicherheit oder ESG-Reporting. Mit unserer Consulting-Einheit begleiten wir sie praktisch: vom Aufbau effizienter Finanzstrukturen über die Einführung von Konsoliderungssoftware bis hin zur Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Entscheidend ist, dass wir Lösungen gemeinsam mit den Mandanten entwickeln – damit sie im Alltag wirklich funktionieren.

E. Botinos: Welche Transformationsprozesse sind für Sie aktuell besonders prägend?

J. Schneider: Cybersicherheit ist eines der drängendsten Themen. Die Angriffe werden komplexer, die Risiken steigen – deshalb führt an Investitionen in diesem Bereich kein Weg vorbei. Auch das ESG-Reporting bleibt wichtig, selbst wenn sich Vorgaben verschieben. Entscheidend ist, klare Prozesse aufzusetzen und die eigenen Ressourcen gezielt einzusetzen. Wer das beherzigt, bleibt auch in einem herausfordernden Umfeld wettbewerbsfähig.

A. Tilemann: Wettbewerbsfähig bleibt künftig auch, wer Künstliche Intelligenz klug einsetzt. Welche Bedeutung hat sie für die DDP GRUPPE und Ihre Mandanten?

J. Schneider: KI unterstützt uns schon heute in Routinen – etwa bei der Dokumentenprüfung oder Belegverarbeitung. Wichtig ist, dass Datenschutz und Nachvollziehbarkeit jederzeit gewährleistet sind. Der Mehrwert entsteht, wenn Technik und menschliches Urteil zusammenkommen. So erkennen wir etwa Unstimmigkeiten in Finanzbuchhaltungen schneller, bevor sie zu Problemen führen, während die finale Einschätzung bei unseren Expertinnen und Experten liegt. Für Mittelständler heißt das: lieber klein anfangen, zum Beispiel mit digitaler Buchhaltung oder automatisierten Workflows.

E. Botinos: Und wie wird KI Ihre Branche in den nächsten Jahren verändern?

J. Schneider: In wenigen Jahren wird ein großer Teil der Dienstleistungen in unserer Branche durch den Einsatz von KI vergleichbar sein. Umso entscheidender wird dann, was uns unterscheidet: die individuelle Kompetenz unserer Teams, die persönliche Nähe zu den Mandanten und das Verständnis für ihre spezifische Situation.

A. Tilemann: Am Ende bleibt der Mensch der entscheidende Faktor – in der Transformation wie in der Übernahme von Verantwortung. Sie sind eine der wenigen Frauen an der Führungsspitze einer großen Beratung. Welche Erfahrungen haben Sie dabei geprägt?

J. Schneider: Ich habe in meiner Laufbahn nie das Gefühl gehabt, mich als Frau besonders beweisen zu müssen – Leistung überzeugt, unabhängig vom Geschlecht. Gleichzeitig ist es Realität, dass Frauen in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert sind. Viele stehen unter starkem gesellschaftlichem Druck, wenn es darum geht, Familie und Beruf zu vereinbaren. Ich wünsche mir hier mehr Leichtigkeit und weniger Erwartungsdruck von allen Seiten. Für mich persönlich sind Authentizität und Optimismus entscheidend – sie helfen mir, Herausforderungen klar anzunehmen und gleichzeitig ein Umfeld zu schaffen, in dem andere Verantwortung übernehmen wollen.

E. Botinos: Herausforderungen gibt es derzeit viele – nicht nur für Frauen in Führungspositionen, sondern generell für Unternehmen und ihre Entscheider. Welche ist aktuell die vielleicht größte?

J. Schneider: Die eigentliche Herausforderung ist es, in einer Zeit permanenter Veränderungen Orientierung zu geben. Für uns heißt das, Komplexität zu reduzieren und Perspektiven aufzuzeigen. Von der Politik erwarte ich Verlässlichkeit und Berechenbarkeit statt ständig neuer Programme. Von der Gesellschaft wünsche ich mir mehr Vertrauen in die Fähigkeit von Unternehmen, Wandel positiv zu gestalten. Zuversicht ist für mich die Grundlage, um den Wandel nicht nur zu bewältigen, sondern ihn aktiv zu gestalten.

Sinnbild. DDP Mitarbeitende in der Küche bei einem angeregten Gespräch.
Kurze Pause im Arbeitsalltag – Zeit für Austausch und Gespräche.
Foto: DDP Gruppe

Zum Unternehmen

Name: DDP GRUPPE
Gegründet: 1967 von Dr. Diether Dienst in Koblenz
Sitz: Ferdinand-Sauerbruch-Straße 28, 56073 Koblenz
Kernkompetenz: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung und Unternehmensberatung mit Schwerpunkten in Digitalisierung, ESG-Reporting, IT- und Prozessberatung sowie nachhaltiger Unternehmensführung.
Mitarbeiter: Rund 300 an neun Standorten in Deutschland
Weitere Informationen: www.ddp-gruppe.de


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