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Juni 30, 2023 4 min lesen.
Bei vielen Unternehmen in Deutschland steht bald die Nachfolge an. Doch die Suche nach einem Nachfolger erweist sich als schwierig. Dabei kann auch die Übernahme eines Unternehmens ein spannender Schritt in die Selbstständigkeit sein.
Wirtschaftswissenschaften Vom Gründergedanken über das Unternehmenswachstum bis zur Nachfolge wird der gesamte Lebenszyklus eines Unternehmens durchlaufen. WIRTSCHAFT ließ sich von Professorin Alexandra Moritz berichten, was Unternehmen von den Absolvierenden erwarten können.
Prof. Dr. Alexandra Moritz ist seit September 2022 an der Hochschule Koblenz im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften tätig und lehrt dort Entrepreneurship. Ein Studiengang dieses Namens wird ab dem kommenden Wintersemester im Studienangebot fest installiert. Der Fokus wird, so Moritz, auf unternehmerischem Denken und Handeln liegen. „Wir zielen im Studiengang Entrepreneurship darauf ab, den Studierenden neben einer breiten betriebswirtschaftlichen Ausbildung die Besonderheiten von Start-ups und mittelständischen Unternehmen zu vermitteln“, sagt sie. Das Besondere des Studiengangs: Am Lebenszyklus eines Unternehmens werden die Themen unternehmerisches Denken und Handeln durchgespielt. „Wir starten ganz früh, in der Vorgründungsphase, also mit der ersten Idee für eine Gründung, über die Gründung selbst, zum Wachstum eines Unternehmens bis hin zur Nachfolge“, beschreibt Moritz den Verlauf des Studiums.
„Ziel ist auch, das allgemeine betriebswirtschaftliche Wissen zusammenzubringen und zu zeigen, wie sich die Anforderungen an Unternehmerinnen und Unternehmer im Verlauf des Unternehmenswachstums verändern. Wir behandeln auch Themen wie Marketing, Personalführung, Organisationsstrukturen und viele mehr.“ Interessant sei der Studiengang, so Moritz, sowohl für Personen, die über eine Gründung oder eine Unternehmensübernahme nachdenken als auch Fach- und Führungsaufgaben in einem Unternehmen anstreben, „denn unternehmerisches Denken und Handeln sollte man können, egal, welche dieser Tätigkeiten man anstrebt. Das sind Schlüsselkompetenzen, um die Wirtschaft und die Gesellschaft weiterzubringen“, so die Professorin. Im Studiengang hat das Thema Unternehmensnachfolge ebenfalls einen hohen Stellenwert. In vielen Unternehmen in Deutschland steht die Nachfolge an, aber es werden oftmals keine Nachfolger gefunden. „Umso wichtiger ist es, dass man weiß, dass die Übernahme eines bestehenden Unternehmens durchaus eine Möglichkeit ist, sich beruflich selbstständig zu machen - also Unternehmertum durch Unternehmensübernahme anzustreben“, erklärt Moritz.
Prof. Dr. Alexandra Moritz lehrt seit September 2022 Entrepreneurship im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Koblenz. Zuvor war sie unter anderem als Geschäftsführerin für das Forschungszentrum Mittelstand der Universität Trier tätig.
Optional können Studierende ergänzend zum Studium an Veranstaltungen, die im Rahmen von Projekten angeboten werden, teilnehmen. Eines davon ist das Projekt Successor. Hierbei handelt es sich um ein Zertifikatsprogramm, das verschiedenste Fragestellungen rund um das Thema Nachfolge vertieft, seien es Abläufe, Finanzierungsfragen und Steuerfragen.
Auch im Gründungsbereich werden vertiefende Veranstaltungen angeboten, zum einen durch das Gründungsbüro, zum anderen im Rahmen des Projektes StartUpLab@FH. Dabei handelt es sich um eine Bundesförderung, die Hochschulen unterstützen soll, kreative Räume zu implementieren. „Wer sich mit dem Thema Gründung und Innovation beschäftigen möchte, kann dort zum Beispiel an Kreativitäts- und Prototyping-Workshops teilnehmen“, erklärt Moritz. Diese Kreativräume werden sowohl in Koblenz am Rhein-Mosel-Campus als auch in Remagen am Rhein-Ahr-Campus den Studierenden, aber auch Mitarbeitenden der Hochschule zur Verfügung stehen, kündigt Moritz an. Die Eröffnung soll in diesem Herbst stattfinden.
Ein an den Bachelor Entrepreneurship direkt anschließender Masterstudiengang wird aktuell nicht angeboten, aber die Hochschule Koblenz bietet andere Masterstudiengänge an, die sinnvoll angeschlossen werden können. „Beispielsweise der Studiengang Business Management mit Schwerpunkten in Controlling und Finanzierung, Marketing oder Operations Management“, erläutert Moritz.
Die Absolventen des Studiengangs Entrepreneurship werden neben dem betriebswirtschaftlichen Wissen ein breites Querschnittswissen mit in den Beruf bringen und sich in die vielfältigen Anforderungen innerhalb des Lebenszyklus eines Unternehmens hineinversetzen können. „Sie verstehen auch, dass mittelständische Unternehmen nicht Miniaturversionen von großen Unternehmen sind, sondern besondere Voraussetzungen in Eigentum und Führung haben“, betont die Professorin. Sie zielt damit auch auf das Thema Innovation ab, das im Verlauf des Studiums ebenfalls Aufmerksamkeit erfahren wird, beispielsweise unter den Fragestellungen: „Wie betreibt man Innovation? Wie kann man auch als mittelständisches Unternehmen weiter innovativ bleiben? Und: Wie setzt man Innovation im mittelständischen Unternehmen um? Das sind fachlich wichtige Punkte, die wir im Studium fördern“, erklärt Moritz. Auch Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit werden im Studium angeregt, denn „Gründung und Innovation entsteht oftmals in Teams, nicht im Alleingang“.
Sehr wichtig sei der Austausch zwischen Unternehmen und der Hochschule, um abzugleichen, ob die wissenschaftliche Ausbildung in die Praxis umsetzbar ist. „Wir haben ein sehr breites Netzwerk an Unternehmen“, verrät Moritz. „Wir suchen die Kontakte und Gespräche zu den Unternehmerinnen und Unternehmern und reflektieren immer wieder, was wir den Studierenden beibringen.“ Geplant sei auch eine sogenannte Tandemprofessur im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, bei der eine Person aus einem Unternehmen zu 50 Prozent eine Professur an der Hochschule innehat und zu 50 Prozent in einem Kooperationsunternehmen arbeitet. „Es sei für beide Seiten von großem Vorteil, sich rege und regelmäßig auszutauschen“, so die Professorin.
Prof. Dr. Holger Reinemann ist Studiengangsleiter des Studiengangs „MBA – Management von Finanzinstitutionen“ und wissenschaftlicher Projektleiter „Successor Qualifizieren – Vernetzen – Nachfolge sichern“.
Herr Prof. Reinemann, kann es für die Planung der Unternehmensübergabe sinnvoll sein, einen Studiengang Entrepreneurship zu belegen?
Die klassischen betriebswirtschaftlichen Studiengänge an Hochschulen sind nach wie vor am Ziel einer angestellten Fach- beziehungsweise Führungsaufgabe in Unternehmen ausgerichtet. Wer sich bereits bei der Studienentscheidung eine selbstständige Tätigkeit nach der akademischen Ausbildung vorstellen kann, der ist gut beraten, einen Studiengang mit Inhalten zu unternehmerischem Denken und Handeln auszuwählen. Dabei ist es nicht entscheidend, ob nach dem Studium die Gründung eines Start-ups oder die Unternehmensnachfolge angestrebt werden.
Viele unternehmerische Anforderungen sind beim Aufbau eines neuen Unternehmens und bei der Übernahme eines bestehenden Unternehmens vergleichbar. Sowohl für die Unternehmensgründung als auch die Unternehmensnachfolge braucht es beispielsweise die Kompetenzen, einen Business Plan zu erstellen, Innovationen voranzutreiben und die Digitalisierung der Unternehmensprozesse zu forcieren.
Gibt es abgesehen davon Seminare, die zur Vorbereitung einer Übergabe sinnvoll sind?
Auch wenn es bei Unternehmensgründung und -nachfolge gewisse Parallelen gibt, so sind die Anforderungen an einigen Stellen unterschiedlich. Bei der Unternehmensnachfolge sind es beispielsweise viele erbrechtliche und steuerrechtliche Fragestellungen, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Auch die besonderen Bedingungen in Familienunternehmen, die sich aus der Überschneidung der Systeme Familie und Unternehmen ergeben, sind zu beachten.
Kann man Familienübergaben „nebenbei am Küchentisch“ lernen?
Sicherlich findet die Weitergabe von Werten und Erfahrungen im Familienunternehmen sozusagen „en passant“ und im Familienzusammenhang statt. Viele Nachfolgerinnen und Nachfolger sind von Kindesbeinen an im Betrieb unterwegs und arbeiten schon als junge Heranwachsende im Betrieb mit. Aber die Unternehmensnachfolge ist keine reine Fortführung des Bisherigen, sondern es finden viele Veränderungen beispielsweise in der Führung oder im Einsatz von Technologien statt.
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