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Juni 28, 2024 6 min lesen.
Karl Breisig gründete seinen Kraftfahrzeugbetrieb 1924 in Andernach.
Das Neuwieder Familienunternehmen KBM Motorfahrzeuge GmbH & Co. KG stellt sich mit Zuversicht und Unternehmergeist den Herausforderungen in der Automobilwirtschaft.
Karl Breisig gründete 1924 in Andernach seinen Kraftfahrzeugbetrieb „Karl Breisig Motorfahrzeuge“. Schon früh ging er dabei eine Partnerschaft mit der damaligen Daimler Benz AG ein. Eine erfolgversprechende Kooperation, wie sich bald herausstellte. Der Handel mit Kraftfahrzeugen der Marke Daimler prosperierte in den Gründerjahren der Bundesrepublik. Bereits in den 1970er Jahren wuchs das Unternehmen auf mehr als 200 Mitarbeitende, Niederlassungen in Mayen, Sinzig und Neuwied waren entstanden. Im Jahr 1992 verlagerte KBM auch seinen Hauptsitz nach Neuwied, von wo aus noch heute die Geschicke geleitet werden.
Mittlerweile beschäftigt die KBM-Gruppe mehr als 900 Mitarbeitende an insgesamt 13 Standorten, verkauft über 8000 Fahrzeuge im Jahr und gehört mit einem Umsatz von rund 600 Millionen Euro zu den größten deutschen Mercedes-Vertretungen. Dabei wird das Familienunternehmen in dritter Generation erfolgreich von Christoph Jolas geführt, der das Geschäft von seinem Vater übernahm. Im Gespräch mit rz-Media Geschäftsführer Evangelos Botinos und WIRTSCHAFT-Redakteurin Anika Tilemann spricht er über die Herausforderungen und Potenziale der Automobilwirtschaft in der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage.
E. Botinos: Herr Jolas, zunächst gratulieren wir Ihnen herzlich zum Jubiläum Ihres Unternehmens. In 100 Jahren ist viel passiert. Ein Weltkrieg, das Wirtschaftswunder, die Wiedervereinigung, eine Pandemie. KBM ist mit allen Herausforderungen gewachsen und steht heute konstant und krisenfest da. Was ist der Hauptgrund für den Unternehmenserfolg?
C. Jolas: Vielen Dank. Der Erfolg unseres Unternehmens beruht sicherlich in erster Linie auf den Fahrzeugen, die wir anbieten. Mercedes steht schon immer für große deutsche Ingenieurskunst, Eleganz und Zuverlässigkeit. Unsere Kunden bleiben oft ein Leben lang der Marke und auch der KBM treu. Das wiederum liegt gewiss an dem großartigen Service, den unsere Mitarbeiter tagtäglich bieten. Ob im Verkauf oder in der Werkstatt, jeder ist bestrebt, dem Kunden das bestmögliche Erlebnis zu bieten.
Evangelos Botinos (links) und Christoph Jolas.
A. Tilemann: Sie sind in Rheinland-Pfalz und in Hessen mit neun Standorten vertreten. Hinzu kommt die Mercedes-Niederlassung in Wiesbaden mit vier weiteren Standorten, die Sie im Jahr 2015 erworben haben. Kundennähe ist also garantiert. Wie beurteilen Sie den Stellenwert der Niederlassungen vor Ort im Hinblick auf den zunehmenden Onlinehandel im Kfz-Bereich?
C. Jolas: Es mag überraschen, aber die digitale Transformation hat bei uns dazu geführt, dass der persönliche Kontakt wichtiger denn je geworden ist. Unsere Kunden suchen ganz eindeutig die Beratung vor Ort. Die Konfiguration eines Fahrzeugs ist Vertrauenssache, die Finanzierung eines solchen erst recht. Die allermeisten Kunden wünschen hier eine enge Betreuung. Wir heben uns damit vom unpersönlichen Onlinehandel ab. Hinzu kommt, dass gewisse Serviceleistungen im Zusammenhang mit dem Autokauf wie die Zulassung oder auch die Inzahlungnahme eines Altfahrzeugs online aktuell gar nicht abzuwickeln sind. Wenn überhaupt, ist der Onlinehandel im Gebrauchtwagenmarkt eine Konkurrenz. Aber auch hier setzen die meisten Kunden klar auf die Kompetenz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort.
E. Botinos: Die Anforderungen an die Arbeitsplätze in der Automobilbranche verändern sich kontinuierlich, nicht zuletzt durch die zunehmende Elektromobilität, sowohl im Verkauf als auch im Werkstattbetrieb. Wie werden die Mitarbeiter bei KBM weiterentwickelt und geschult?
C. Jolas: Tatsächlich hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. Bestehende Berufe entwickeln sich weiter, neue Berufsbilder entstehen. Wir beschäftigen beispielsweise nun auch Produktexperten, die ausschließlich die Mobile Devices und Digitalpakete der Fahrzeuge erklären. Unsere Monteure werden selbstverständlich fortlaufend geschult. Hier steht auch der Sicherheitsaspekt im Vordergrund. Die Arbeit an einem Elektrofahrzeug etwa ist durch den Umgang mit Starkstrom nicht zu unterschätzen. Entsprechende Schutzkleidung gehört somit ebenfalls dazu. Wir bieten attraktive Arbeitsplätze für Fachkräfte und Auszubildende. Im Gegenzug bleiben viele Mitarbeiter dem Unternehmen dauerhaft treu, mittlerweile sogar über Generationen hinweg. In der KBM-Gruppe bilden wir über 100 Auszubildende aus. Viele von ihnen binden wir nachhaltig über interessante Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
A. Tilemann: Die Elektromobilität hat die deutsche Autoindustrie in den vergangenen Jahren erheblich geprägt. Auch die Mercedes-Flotte hat sich dementsprechend angepasst. Die meisten Modelle sind mittlerweile vollelektrisch oder hybrid erhältlich. Wie beurteilen Sie die Marktentwicklung und wie begegnet KBM der wachsenden außereuropäischen Konkurrenz im Bereich der E-Mobilität?
C. Jolas: Hier gilt es zu unterscheiden. Der Markt für Gebrauchtwagen ist weiterhin stark von klassischen Antrieben dominiert. Das liegt zum einen an der hohen Exportquote ins Ausland, größtenteils in Länder, die über keine ausgeprägte Ladeinfrastruktur verfügen. Das liegt zum anderen aber auch daran, dass Erfahrungswerte über die Langlebigkeit von Akkus beziehungsweise Elektromotoren fehlen. Die Garantie für eine Batterie wird in der Regel für acht Jahre gegeben. Viele Gebrauchtwagenkunden vertrauen daher auf die Verlässlichkeit klassischer Motoren.
Fahrzeuginnovationen wie der eActros 600 zero-emission Sattelzug prägen den Erfolg von Mercedes-Benz.
Im Neuwagensegment hingegen ist das Interesse an Elektrofahrzeugen nach wie vor gegeben. Sicher hat die Rücknahme der Förderung im Dezember 2023 durch die Bundesregierung zu einem Nachfragerückgang geführt, aber dennoch sind insbesondere elektrische Zweitwagen und auch hybride Modelle gefragt. Plug-in-Hybride haben mittlerweile eine stark verbesserte elektrische Reichweite von über 100 Kilometern. Sie eignen sich für das tägliche Pendeln zur Arbeit mit elektrischem Antrieb. Hybride sind aber dank des Verbrennermotors ebenfalls in der Lage, lange Fahrten in den Urlaub zu leisten. Wer eine eigene PV-Anlage auf dem Dach hat und über eine eigene Wallbox verfügt, profitiert aktuell sicher am meisten von einem elektrifizierten Fahrzeug.
E. Botinos: Elektromobilität gilt als ein Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Wie kann ihr Unternehmen positiven Einfluss darauf nehmen?
C. Jolas: Wir haben schon vor Jahren damit begonnen, unsere Standorte mit PV-Anlagen auszurüsten, um sie weitestgehend unabhängig von der öffentlichen Stromversorgung zu gestalten. An all unseren Standorten gibt es eine gute Ladeinfrastruktur, die wir zur Verfügung stellen. Sie tanken somit bei uns praktisch grünen Strom. Ob und in welcher Größenordnung die Elektromobilität den deutschen Automobilmarkt in den kommenden Jahren prägen wird, hängt aber von verschiedenen Faktoren ab, die wir als Händler vor Ort nicht unmittelbar beeinflussen können. Politische Vorgaben aus Brüssel und Berlin spielen dabei eine genauso große Rolle wie weltpolitische Ereignisse, die direkt Einfluss auf den Welthandel nehmen.
A. Tilemann: Langfristige Planbarkeit ist für viele Wirtschaftsunternehmen in der aktuellen Situation eine Herausforderung. Wie reagiert KBM auf die politischen, gesellschaftlichen und digitalen Umbrüche der Zeit?
C. Jolas: Spätestens seit Corona haben wir gelernt, anpassungsfähig und offen in alle Richtungen zu sein, ohne dabei die kaufmännische Sorgfaltspflicht zu vernachlässigen. Der Vorteil eines inhabergeführten Unternehmens ist zweifellos, flexibel und schnell reagieren zu können. Während der Pandemie haben wir uns bei KBM zum Beispiel schnell entschieden, keine Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, sondern alle im Rahmen der Möglichkeiten bestmöglich auszulasten. Das war im Nachhinein genau richtig, denn wir haben die Zeit effektiv genutzt und gleichzeitig den Mitarbeitern das Vertrauen in einen sicheren Arbeitsplatz gegeben. Als regional verwurzeltes Unternehmen sind wir zudem recht unabhängig vom Weltgeschehen. Unsere Kundenbeziehungen sind langfristig und dauerhaft. Wir wiederum bekennen uns klar zur Region. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 haben wir nicht gezögert, den Standort Bad Neuenahr-Ahrweiler für über sieben Millionen Euro wieder aufzubauen. So können wir in diesem Jahr nicht nur einen sehr runden Geburtstag feiern, sondern auch die Wiedereröffnung des dann modernsten aller KBM-Standorte.
Der KBM-Standort in Neuwied ist seit 1992 Hauptsitz der Firmengruppe.
E. Botinos: Regionalität und Flexibilität zeichnen den Mittelstand in Rheinland-Pfalz oft aus. Wie kann es Ihrer Einschätzung nach gelingen, das Land gestärkt aus der aktuellen Rezession herauszuführen?
C. Jolas: Ich kann nur für uns sprechen, aber ich glaube, dass die Stimmung im Moment oft schlechter ist als die Lage. Wenn es uns gelingt, Menschen zu begeistern, Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig in die Region zu investieren, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Wir stehen vor strukturellen Herausforderungen, denen wir mit Unternehmergeist und Kreativität begegnen können. Das sind Eigenschaften, die unser Land immer stark gemacht haben.
Zum Unternehmen
Name: KBM Motorfahrzeuge GmbH & Co. KG
Gegründet: 1924 durch Karl Breisig als Kraftfahrzeugbetrieb in Andernach
Geschäftsführender Gesellschafter: Christoph Jolas
Sitz: Breslauer Straße 84–86, 56566 Neuwied
Kernkompetenz: Verkauf von hochwertigen Mercedes-Benz Neu- und Gebrauchtfahrzeugen inklusive der Marken Unimog, Fuso und smart; qualifizierte Beratung vor Ort und ausgezeichneter Werkstattservice
Mitarbeiter: Mehr als 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Unternehmensgruppe, jährlich rund 100 Auszubildende
Weitere Informationen: kbm.de
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